Die Grüfte der Berliner Garnisonkirche

 

Hunderte von Särgen standen in mehreren Reihen in den Grüften unter dem Kirchenschiff

Foto um 1935

 

 

Schon im ersten Jahrzehnt des Bestehens der Kirche fanden einzelne Beisetzungen in den Kellergewölben statt: 1703 die Ehefrau des Leutnants Lautherien, 1709 der General von Tettau und 1719 die Ehefrau des Feldtrompeters im Kadettenkorps Butzloff.

Generalmajor Daniel von Tettau, Chef der königlichen Leibgarde

 

 

 

 

Wie alle Kirchen ihrer Zeit enthielt der Neubau 1723 ein großes Gruftgewölbe als bevorzugte Grabstätte, die im Laufe der Zeit zum Prominentenfriedhof der preußischen Armee wurde. König Friedrich Wilhelm I. arbeitete persönlich die Gebührenordnung für Beisetzungen aus. Als letzte Ruhestätte vor allem von Militärs gedacht, waren für die Bestattung eines Fähnrichs 16 Taler, für die eines Feldmarschalls 300 Taler zu zahlen - wichtige Einnahmen für die Kirchgemeinde.

 

 

Auch die Mumifizierung der Leichen, von der berichtet wird, ist in ähnlichen Anlagen öfter anzutreffen, zum Beispiel in der Parochialkirche (Klosterstraße). Von 1723 bis zur Schließung 1830 wurden etwa 800 Särge aufgestellt, darunter 14 von General-Feldmarschällen und 54 von Generalen, unter ihnen enge Vertraute Friedrichs II.: Jakob v. Keith (1758) und Christoph Wilhelm v. Kalckstein (1759) wie auch Offiziere des Soldatenkönigs: Alexander Hermann v. Wartensleben (1734), Dubislav Gneomar v. Natzmer (1739), Albrecht Konrad Finck von Finckenstein (1735), Hans Heinrich v. Katte (1741), Graf Samuel v. Schmettau (1751).

 

Finck von Finckenstein

 

 

 

1873 wurden erstmals Särge auf den neuen Garnisonfriedhof im Wedding überführt, denn Beisetzungen auf dem Alten Kirchhof an der Linienstraße waren nur noch in Einzelfällen gestattet. Dies muß sich wiederholt haben, denn nach 1945 wird von nur 200 Särgen berichtet. Die verbliebenen Leichen wurden nach Plünderungen und Schändungen 1949 auf dem Friedhof in Stahnsdorf beigesetzt.