Konteradmiral Max Plüddemann (1846 - 1910)

AUSSTELLUNG

Der Förderverein Alter Berliner Garnisonfriedhof e.V. präsentiert ab 10. Mai 2014 in den Arbeitsräumen auf dem Friedhof eine Sonderausstellung zur 100. Wiederkehr des Beginns des I. Weltkrieges.

Ausstellung

VERLÄNGERT BIS AUGUST 2015

 

"Marineoffizier Max Plüddemann im Dienste dreier Kaiser

 

Übersee-Präludien zum I. Weltkrieg"

 

 

 

Ausstellungsräume
Alter Berliner Garnisonfriedhof

Kleine Rosenthaler Strasse 3

 

 

 

 

 

 

 Inhalt der
 Ausstellung

 

Max Plüddemanns Wirken als Marineoffizier für Kaiser

 

und Reich umfasst vier Komplexe,

 

die sich auch zeitlich zuordnen lassen:

 

Südsee (1884 -1885),

 

strategischer Kriegsschiffbau (1886 - 1889 und 1890 - 1896),

 

Ostafrika ( 1989 - 1890) und

 

das Wirken als Publizist (nach 1897).

 

 

 

 

 

 

I.

 

Eines der auffälligsten Grabdenkmale auf dem alten Offiziersfriedhof an der Linienstraße in Berlin Mitte ist jene schwarze Granitstele in der Nähe des Baldachin-Grabmals für den Artillerieoffizier Teichert im Feld V.

 

 

 

Die Grabmale Teichert (Vordergrund) und Plüddemann (Hintergrund links) auf dem alten Garnisonfriedhof

 

 

 

 

 

Während aber das Denkmal für Teichert keinerlei bildliche Hinweise auf die Waffengattung des Oberstleutnants enthält, ist auf den ersten Blick offensichtlich, dass Max Plüddemann Marineoffizier gewesen sein muss - das eingelassene Relief eines Dreimasters aus der Übergangszeit zum Dampfschiff schmückt das untere Feld der übermannshohen Stele.

 

 

 

 

 


 

 

 

Wir können die Abbildung zuordnen - sie bezieht sich auf SMS Albatros, preußisches Kanonenboot, 1871 in Danzig in Dienst gestellt, 1884 zum Kreuzer klassifiziert, dessen Kommandant Max Plüddemann im Rang eines Korvettenkapitäns vom November 1883 bis zum November 1885 war. So interessant das Grab, so anregend die Biographie des Admirals!

 

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass jener Offizier Teichert, dessen Grabmal sich in unmittelbarer Nähe der Stele für Max Plüddemann befindet, im Jahre 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung war und sich im Marineausschuss für den Aufbau einer Deutschen Marine einsetzte.

 

Max Plüddemanns Wirken als Marineoffizier für Kaiser und Reich umfasst vier Komplexe, die sich auch zeitlich zuordnen lassen: Südsee (1884 -1885), strategischer Kriegsschiffbau (1886 - 1889 und 1890 - 1896), Ostafrika ( 1989 - 1890) und Publizistik (nach 1897).

 

 

 

 

I. Lehrjahre

 

Geboren 1846 in Stettin, stammt Max Plüddemann aus einer preußischen Beamtenfamilie.

 

 

 


 

 

 

Die Ostsee war eine Droge - der 17jährige trat in die Marineschule ein, natürlich wollte er Offizier in der Kriegsflotte werden.

 

Seine ersten praktischen Übungen als Kadett legt er 1867/68 auf dem Segler SMS Niobe ab.

 

Danach ist für den angehenden Seeofffizier wieder theoretische Ausbildung angesagt: das Seekadetteninstitut in Kiel, die spätere Marine-Akademie, das er mit der Beförderung zum Unterleutnant zur See und der Aussicht vorerst auf eine Kommandierung in der königlich-preußischen Ostseeflotte, zur SMS Thetis, abschließt.

 

SMS Niobe

 

 

 

 

 

Die weiteren Stationen des "Wachoffiziers" Plüddemann: 14. 09. 1867-15. 05. 1868 Korvette SMS Hertha, 01. 08. 1868-29. 08. 1869 Segelfregatte SMS Gefion, 30. 08. 1869-12. 11. 1869 Brigg SMS Musquito, 13. 11. 1869-17. 07. 1870 Brigg SMS Rover.

 

 

 

 

II. Wanderjahre

 

1870 wird er zum Leutnant zur See befördert und auf SMS Elisabeth kommandiert. Die SMS Elisabeth war ein Korvette der Marine des Norddeutschen Bundes sowie später der Kaiserlichen Marine, gebaut auf der Königlichen Werft in Danzig, am 18. Oktober 1868 vom Stapel gelaufen. Sie erreichte eine maximale Geschwindigkeit von 12 kn. SMS Elisabeth nahm 1869 an den Feierlichkeiten zur Eröffnung des Suezkanals teil. 1876–78 wurde sie auf eine Weltreise geschickt.

 

Sie gehörte unter anderem zum Ostasiengeschwader und wurde 1878 mit der SMS Leipzig und der SMS Ariadne an die Westküste Nicaraguas entsandt. 1884 brachte sie zunächst zusammen mit der SMS Möwe Dr. Gustav Nachtigal nach Kamerun, wo dieser „Schutzverträge" mit einheimischen Stammesfürsten abschloss.

 

 

 

 

 

 

 

 

Von dort wurde SMS Elisabeth nach Angra Pequeña, der späteren Lüderitzbucht, entsandt, um sich dort SMS Leipzig anzuschließen und am 7. August 1884 die deutsche Flagge zu hissen, damit den ersten Schritt zur Gründung der Kolonie Deutsch-Südwestafrika zu tun. Drei Monate später war SMS Elisabeth zusammen mit SMS Hyäne auch an der Flaggenhissung auf der Insel Matupi im Bismarck-Archipel beteiligt.

 

Im Juni 1874, inzwischen zum Kapitänleutnant befördert, wird Max Plüddemann für 3 Monate zum "Kommandanten in Vertretung" auf SMS Nymphe ernannt. Die Korvette war im Krieg gegen Frankreich 1870 im aktiven Einsatz gewesen, bekannt geworden war das Nachtgefecht vor Rügen am 23. September 1870. Als erstes Schiff der Kaiserlichen Marine hatte SMS Nymphe am 25. Juli 1871 eine Weltreise angetreten.

 

 

 


 

 

 

 

 

Nach einem ersten Lehrgang an der Marineakademie Kiel dient Plüddemann vom 19. Mai 1875 bis zum 15. Oktober 1875 auf der Panzerfregatte SMS Kronprinz als Batterieoffizier, einem Kriegsschiff, dessen Brücke er zehn Jahre später wieder als Erster Offizier im Range eines Korvettenkapitäns betreten soll. Stationen danach: Mai 1876 -September 1876 und Mai 1877-Oktober 1877 Panzerfregatte SMS Friedrich Carl, Batterieoffizier. Zwei Jahre Weltreise als Navigationsoffizier im Range eines Kapitänleutnants (Oktober 1877 - Oktober 1879) auf SMS Leipzig: im März 1878 Zusammentreffen in Valparaiso mit SMS Ariadne und SMS Elisabeth, dann Intervention in Nikaragua. Über Hawaii, Japan, China. Abreise nach Europa im Mai 1879 über Singapore, Mauritius, Ankunft in Kiel September 1879.

 

Der bekannte Berliner "Marinemaler" Willy Stöwer, der die technischen und militärisch-strategischen Entwicklungstendenzen der Reichsmarine genau verfolgte und auch an einigen Überseereisen als "Zeitzeuge" teilnahm, hat im Gemälde "Moderne Panzerschiffe (Linienschiffe) im Gefecht" anschaulich die neue Qualität dieser Schiffe dem Publikum nahegebracht.

  

 

 

Die SMS Leipzig war eine Gedeckte Korvette bzw. ab 1884 Kreuzerfregatte. Sie war an zahlreichen Unternehmungen der deutschen Kolonialpolitik beteiligt sowie ein Instrument deutscher Kanonenbootpolitik. Von 1888 bis 1892 war sie das Flaggschiff des Kreuzergeschwaders.

  

 

 

Max Plüddemann erweitert seine Kenntnisse und kann seine Erfahrungen der Übersee-Einsätze vom Oktober 1879 bis September 1881 auf der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven als Assistent des Oberwerftdirektors erfolgreich einsetzen - das ist der Ritterschlag, die Voraussetzung für die künftige Admiralskarriere.

 

 

 

 

III. Herrenjahre - „Reichsgewalt bedeutet Seegewalt"

 

 

 

Mit dem erfolgreichen Abschluss von drei Halbjahreslehrgängen an der Marineakademie Kiel (1874–1877) steht die Beförderung Max Plüddemanns im Oktober 1880 zum Korvettenkapitän an. Das ist der Aufstieg in die Ebene der Stabsoffiziere, damit beginnt die Spezialisierung, wie sie sich die Admiralität und das Reichsmarineamt angesichts der charakterlichen und fachlichen Voraussetzungen und auch Interessen des Offiziers vorstellen.

  

 

 

Nach dem Einblick in die Aktivitäten der kaiserlichen Werft wird Plüddemann am 1. Oktober 1881 in die kaiserliche Admiralität versetzt - er verbleibt dort als Dezernent im Hydrographischen Amt bis zum September 1883. Das bedeutet, dass man Plüddemann für eine Laufbahn auf höchster Ebene mit der Spezialisierung Schiffbau und Marinerüstung vorgesehen hat. Ab Mai bis September 1883 dient er gleichzeitig als Erster Offizier auf der Panzerfregatte SMS Kronprinz, die zum strategisch bedeutsamen Übungsgeschwader gehörte.

 

 

 

Marineoffizier Plüddemann ist nun, Ende 1883, nach diversen Kommandos in der Navigation, in der Artillerie und in der Mannschaftsführung auf Kanonenbooten und Kreuzern, nach intensivem Kennenlernen der strategischen Aufgaben in den Werften an Ost- und Nordsee und in der Admiralität bereit für die Übernahme von größeren, geopolitischen Aufgaben in Übersee.

 

 

IV. In der Südsee

 

Im November 1883 tritt Korvettenkapitän Plüddemann in Montevideo das Kommando auf SMS Albatros an. Es ist sein bis zum November 1885 andauerndes erstes selbständiges Kommando. Die Reise des Kreuzers verläuft durch die Magallanstraße, über Valparaiso, die Marquesas-Inseln in die Südsee - zum Kampfeinsatz.

 

Die meisten Offiziere und Mannschaften der Albatros kennen die Südsee vom Einsatz in den Jahren 1877 bis 1880. Max Plüddemann kennt Ostasien und den Pazifik (Japan, China, Hawaii, Singapore, Mauritius) von seiner ersten Weltreise (1877-1879) als Navigationsoffizier im Range eines Kapitänleutnants auf der Korvette SMS Leipzig.

 

Diesmal aber ist Plüddemann Kommandant - am 27. November 1883 verließ SMS Albatros, inzwischen vom Kanonenboot zum Kreuzer umklassifiziert, Montevideo und kreuzt im Frühjahr 1884 in der Südsee. In jenen ersten Jahren der kolonialen Erwerbungen lag die militärische und politische Verantwortung für die völkerrechtliche Gewinnung und Absicherung der seit Jahrzehnten in den Händen wirtschaftlicher Unternehmen liegenden Territorien bei der Marine, und damit bei den Kommandanten der Kriegsschiffe. Die unterschiedlichen Bedingungen und die weiten Entfernungen, auch die unterschiedlichen Interessen der europäischen Rivalen, der USA und Australiens forderten die Eigenverantwortung der Kommandanten, bevor in den Jahrzehnten darauf sich eine regionale Stategie herausbildete. Starke Persönlichkeiten waren gefragt.

 

Die erste Station im äußersten Südosten des deutschen Interessengebietes Südsee, die Hauptstadt der Inselgruppe Samoa, Apia, wird am 30. Mai 1884 erreicht. SMS Albatros demonstriert die angestrebte Dominanz der deutschen Unternehmen in Samoa gegenüber den Rivalen aus den USA und aus Großbritannien. Schon seit 1865 gab es deutsche Plantagen auf den süßwasserreichen und fruchtbaren Pazifik-Inseln. Der nächste Schritt erfolgte 1878: deutsche Marine-Landungskorps besetzten Orte auf den Inseln und hißten die Reichsflagge. Verträge und Einflussnahme auf die Machtkämpfe der einheimischen Grundbesitzerfamilien folgten.

 

 

 

Damit begann die deutsche Verwicklung in den Konflikt mit den USA und Großbritannien.

 

  

 

Die deutschen Plantagenbesitzer sehen nur einen Ausweg - Einsatz von Marineeinheiten: Seit Mai 1884 kreuzt SMS Albatros in der Region, im November 1884 wird SMS Albatros unter Korvettenkapitän Plüddemann in Apia permanent stationiert - Plüddemann unterstützt die deutsche Kolonialverwaltung, in Abwesenheit von ranghohen Diplomaten und Admiralen wird er kurzzeitig (Mai - Oktober 1884) „Dienstältester Seeoffizier auf der Südseestation", ein "Staatsrat" wird gegründet. Als sich die einheimischen Regenten nicht unterwerfen, setzt der Kommandant Gewalt ein, SMS Albatros schifft ein Landungskorps in Richtung Regierungssitz Mulinuu aus, die deutsche Flagge wird über dem Regierungssitz gehißt.

 

Langandauernde militärische und diplomatische Auseinandersetzungen erreichen im Sommer 1887 ihren Höhepunkt, der König wird gefangen und verbannt - SMS Albatros bringt ihn im Herbst 1887 nach Kamerun. Dennoch bleibt Samoa ein Unruheherd.

 

Im Juli 1887 verlief eine Samoa-Konferenz zwischen dem Deutschen Reich, Großbritannien und den USA in Washington ergebnislos. Die Spannungen zwischen den lokalen Mächtegruppierungen und ihren Schutzmächten führten bis 1894 zu bürgerkriegsähnlichen Konflikten. Erste 1899 wird eine "einvernehmliche" Lösung zwischen den Großmächten erreicht.

 

Von weiteren Einsätzen des Kreuzers SMS Albatros sind zu nennen:

 

 

 

September - Oktober 1885: Abschluß von Schutzverträgen mit den Häuptlingen der Karolinen-Inseln, Flaggenhissungen und Aufstellen von Hoheitszeichen als Hinweis auf die völkerrechtliche Besitzergreifung. Bemerkenswert die Aktion auf der Insel Ponape (Palau-Inselgruppe) am 13.Oktober, die Pensionär Max Plüddemann in einem Artikel in der Berliner Zeitung "Die Woche" (Nr. 16/1899) ausführlich beschreibt - Verteilen von Geschenken an die Würdenträger, Unterzeichnung von Verträgen über den "Schutz des Reiches" für das Stammesgebiet durch Plüddemann als „Beauftragter des Deutschen Reiches" und dem Häuptling, Hissen der Reichsflagge durch die Marinesoldaten.

 

  

 

 

Briefmarke Palau 1985 mit Motiv "Deutsches Kriegsschiff Albatros"

 

 

 

 

 

Sollte es sich aus Sicht des Kommandanten Plüddemann als notwendig erweisen, wurde den Matrosen befohlen, vorhandene Flaggen anderer Nationen herunterzuholen.

 

Im März 1886 ist SMS Albatros an einer blutigen Strafexpedition gegen die Tolai auf der Insel Neubritannien - von den Deutschen "Neupommern" genannt - beteiligt. Max Plüddemann war in diesen Monaten schon durch Graf von Baudissin als Kommandant ersetzt und auf der Heimreise, dennoch blieb dieses Massaker mit dem Namen des Kreuzers SMS Albatros verbunden. Jenem Massaker lag die gleiche Denkweise zugrunde, die schon 1884 vom Kommandanten von SMS Hyäne, Kapitänleutnant Geiseler, in einem Befehl zur Niederschlagung des Aufstandes auf der neuguinesischen Insel New Ireland formulierte hatte: "Männliche Bewohner sind niederzumachen, außer wenn sich einzelne unbedingt ergeben; dieselben müssen dann gebunden nach den Booten geschafft werden ... Der Hauptzweck muss hier auf Tödtung von Kanaken in möglichst großer Zahl gelegt werden." Das Massaker wird bewußt als Mittel der Abschreckung geggenüber der einheimischen Bevölkerung eingesetzt - von den Offizieren der Marine und der "Schutztruppen" als Instrument der "Pazifizierung" zur Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols in Kolonialgebieten beschönigend benannt.

 

Nach der Abreise Plüddemanns tritt im April 1886 SMS Albatros in das von Konteradmiral Knorr befehligte Kreuzergeschwader ein, bestehend aus SMS Bismarck, SMS Gneisenau und SMS Olga. Im Oktober 1887 tritt SMS Albatros die Heimreise nach Wilhelmshafen an.

 

Neben SMS Albatros waren insbesondere SMS Elisabeth und SMS Hyäne aktiv an den Flaggenhissungen in der Südsee, vor allem auf Neuguinea ("Kaiser-Wilhelms-Land"), auf den Inseln des "Bismarck-Archipels" und Mikronesiens beteiligt. Über diese Unternehmungen gibt es einen ausführlichen Zeitzeugenbericht des Schiffsarztes der SMS Elisabeth - Harry König, "Heiß Flagge", Leipzig 1934.

 

Die Aktivitäten beginnen am 3. November 1884 im Hafen von Matupi auf der Insel New Britain,die Reichsflagge wird durch Matrosen der SMS Hyäne gehißt, die Insel war schon im August in Neu-Pommern umbenannt worden wie auch der nördliche Teil der Insel Neuguinea dem Reich unterstellt und nun Kaiser-Wilhelms-Land heißt, vor dessen Regierungssitz am 20. November 1884 durch Matrosen der SMS Elisabeth die Flagge gehißt und zur militärischen Verstärkung ein Landungskorps ausgesetzt wird.

 

Es folgen andere Inseln des melanesischen Archipels: die Insel Neu-Mecklenburg (Neu-Irland), die Inseln Mioko und Makada der Gruppe Duke of York Islands.

 

Im Juni 1885 wird ein "Australisches Geschwader" mit Station in Sydney geschaffen, das die deutschen Interessen in der Südsee mit geballter Kraft strategisch durchsetzen soll. Neben SMS Albatros gehören zu diesem Geschwader SMS Stosch, SMS Marie sowie SMS Hyäne.

 

SMS Albatros kreuzt im Sommer 1885 im nordwestlichen Teil der Südsee (Gruppe der Karolinen) im Bestand des Geschwaders und unternimmt im September/Oktober die Flaggenhissungszeremonien und Unterzeichnungen von Verträgen (vgl. S. 15) .

 

15. Oktober 1885: Der Kreuzer SMS Nautilus nimmt in den Auseinandersetzungen mit britisch-australischen Unternehmen die Marshallinseln Jaluit und Nauru für das Deutsche Reich in Besitz. Seit den 1850er Jahren hatten deutsche Kaufleute Kokos-Plantagen angelegt und 1885 eine Handelsgesellschaft errichtet.

 

 

 

Regierungskommissar Wilhelm Knappe

 

 

 

Im Dezember 1886 brachte SMS Albatros den ersten Kaiserlichen Kommissar Wilhelm Knappe auf die Insel Jaluit, die Flagge wurde gehißt und damit deutsche Hoheitsrechte proklamiert.

 

Im Unterschied zu vielen anderen kaiserlichen Beamten war Knappe auch Volkskundler und Sammler, dessen Erwerbungen in seiner Heimatstadt Erfurt besichtigt werden können.

 

 

 

Regierungskommissar Wilhelm Knappe (links) vor dem Kaiserlichen Kommissariat auf Jaluit

 

 

 

 

 

V. Der Test-Kommandant

 

 

 

 

 

Am 21. November 1885 tritt Kapitän zur See Plüddemann die Heimreise aus der Südsee an und wird ohne größere Pause durch die Admiralität und das Reichsmarineamt in strategisch bedeutende Positionen versetzt.

 

In den folgenden Jahren wird er nacheinander mit Kommandos von drei neu in Dienst gestellten Panzerschiffen betraut (SMS Oldenburg, SMS Baden, SMS Bayern), auf denen er seine in den Kampfeinsätzen gesammelten Erfahrungen als Mitglied der Schiffsprüfungskommission des Reichsmarineamtes für den Prozeß des Ausbaus, der Erweiterung, der technischen Vervollkommnung und der Erhöhung der taktischen Kampfqualität der kaiserlichen Kriegsflotte einsetzen kann.

 

Max Plüddemann ist ein exzellenter Techniker, den Schiffbau hat er schon als Kind auf der Werft studiert. Für sein Verständnis der ingenieur-technischen Fragen des modernen Schiffbaus, für seine Materialkenntnis, für sein kreatives Herangehen an die Probleme der Konstrukteure auf den Werften sprechen einige der Aufsätze in den Jahren ab 1898, die er im Marinekalender veröffentlicht - besonders bemerkenswert der Artikel "Kriegsschiffe" im ersten Jahrgang (1901) des von ihm herausgegebenen Flottenkalenders.

 

 

 

Konteradmiral Max Plüddemann, Präses der Schiffsprüfungskommission des Reichsmarineamtes, (2.v.r., neben dem Kapitän zur See Tirpitz)beim Stapellauf der SMS Falke, Kiel 1891,in Erwartung des Kaisers

 

 

 

Das Panzerschiff SMS Oldenburg, das er vom 27. September bis zum 23. Dezember 1886 kommandierte, war das erste in Deutschland vollständig aus Stahl gebaute Schiff, ein von vornherein ohne Segeltakelage konstruiertes Panzerschiff der kaiserlichen Marine.

 

 

 

SMS Oldenburg

 

 

 

 

 

SMS Oldenburg wurde in den Bestand des neu geschaffenen "Manövergeschwaders", deren I. Division die wichtigste Gruppierung der kaiserlichen Flotte bildete, übernommen.

 

Hauptaufgaben der Manöver und der direkten Vorbereitung von Kampfeinsätzen waren Landungsübungen, Blockadeübungen, Tests neuester Technik wie z.B. elektrische Ausrüstungen, Übungsmärsche zwischen Ost- und Nordsee unter Gefechtsbedingungen sowie Stabsübungen des Zusammenwirkens mit der Torpedoflottille.

 

Nach einer ersten Periode der Auswertung der Erfahrungen des Kommandos der Panzerschiffe übernahm Plüddemann im Mai 1888 (bis September 1888) das Kommando des Panzerschiffes SMS Baden, des Divisions- und Geschwaderflaggschiffs des "Manövergeschwaders".

 

SMS Baden (wie auch das nachfolgende von Plüddemann kommandierte SMS Bayern) gehörte der sogenannten "Sachsen-Klasse" an, deren Schiffe im Mittelpunkt der Manöverübungen zum Verhalten der Panzerschiffe standen.

 

 

 

SMS Baden

 

 

 

 

 

SMS Bayern

 

 

 

 

 

Im Februar 1889 ist diese Etappe beendet, ein neuer Übersee-Einsatz beginnt. Diesmal nicht die Südsee, diesmal ist der Kampfauftrag die Sicherung der ostafrikanischen Kolonialterritorien. Vor Sansibar liegt die ihm wohlbekannte Kreuzerfregatte SMS Leipzig, deren Kommando er am 31. März 1889 übernimmt und bis zum 4. November 1890 innehat. Zwischen März und Mai 1890 ist er zugleich mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs des Kreuzergeschwaders beauftragt.

 

 

 

 

VI. An der afrikanischen Küste

 

Die Geschichte von Max Plüddemanns Aktivitäten an der Küste Ostafrikas ist eng verbunden mit denen des Marineoffiziers Karl August Deinhard (1842-1892), der ihm in der militärischen Laufbahn einige Stufen vorausging.

 

 

 

Vizeadmiral Karl August Deinhard

 

 

 

Mit 30 Jahren erreicht Deinhard 1872 sein erstes Kommando (SMS Dephin). 1874 ist er Korvettenkapitän, 1867 Kommandant der Kreuzerfregatte SMS Bismarck mit Interventionsaufgaben in der Südsee (Samoa). 1880 wird er zum Kapitän zur See und 1887 zum Konteradmiral befördert, im gleichen Jahr kommandiert er das Kreuzergeschwader. Zum Vizeadmiral befördert, wird er Chef des Manöver-Geschwaders und der Manöver-Flotte. 1892 stirbt er an den Folgen einer Malaria-Infektion.

 

Schicksalshaft für die afrikanische Bevölkerung war das Zusammentreffen Plüddemanns mit Deinhard 1889 - Deinhard als Befehlshaber des Geschwaders und Plüddemann als Kommandant des Flaggschiffs, des Kreuzers SMS Leipzig. Die Einsätze an der Küste Ostafrikas ab 1888 waren "die größte und längste militär-politische Aktion der Kaiserlichen Marine vor dem I.Weltkrieg" (Hildebrand/Röhr/Steinmetz, Die deutschen Kriegsschiffe, Bd. 5, Hamburg o.J.,

 

S. 202)

 

 

 

Deinhard (erste Reihe Mitte) und Plüddemann (3.v.l.) an Bord von SMS Leipzig während des Einsatzes an der ostafrikanischen Küste

 

 

 

 

 

SMS Leipzig hatte auf der Reise von Kiel ins Einsatzgebiet Ostafrika Station einen Zwischenaufenthalt im Südwesten Afrikas eingelegt: am 7. August 1884 wurde gemeinsam mit SMS Elisabeth die Reichsflagge vor der Siedlung Angra Pequena gehißt und damit den Weg geöffnet für die Gründung der Kolonie Deutsch-Südwest.

 

 

 

Flaggenhissung durch SMS Leipzig und SMS Elisabeth vor Angra Pequena am 7. August 1884

 

 

 

 

 

Das gute Einvernehmen der beiden Marinekommandeure wird ab 1889 ergänzt durch die Zusammenarbeit mit Hauptmann, Reichskommissar und Gouverneur von Deutsch-Ostafrika Hermann von Wissmann (1853 - 1905), einem der grausamsten Offiziere des kaiserlichen Militärs.

 

Die Kommandierung Wissmanns an der Spitze einer Landstreitmacht durch Bismarck erfolgte, nachdem der Einsatz eines deutschen Kreuzergeschwaders den Widerstand der Afrikaner wider Erwarten nicht beenden konnte. Um im Reichstag die nötige Mehrheit für die Finanzierung zu erlangen, versuchte der Kanzler die Intervention in Ostafrika als deutschen Beitrag zum internationalen Kampf gegen die arabischen Sklavenhändler hinzustellen. Die Gegner des Sklavenhandels sorgten durch zahlreiche Propagandaaktionen dafür, dass weite Teile der deutschen Bevölkerung in einen regelrechten „Antisklavereirausch" gerieten.

 

Zu eifrigsten Propagandisten der Bewegung gehörte Hermann Wissmann, der „Selbsterlebtes aus Afrika" zum Besten gab und Resolutionen für das militärische Eingreifen des Reiches organisierte. Einer der Schwerpunkte des Aufstandes ist die nordöstliche von Dar es Salaam liegende Region um Bagamoyo. Die Stadt zählt zu den ältesten Orten in Ostafrika. Die Gründung Bagamoyos reicht bis ins 8.–9. Jahrhundert zurück. Die deutschen Kolonisten erwählten Bagamoyo zur Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika, vor allem wegen ihrer Rolle als einer der bedeutendsten Handelshäfen an der ostafrikanischen Küste. Der Aufstand der afrikanischen und arabischen Bevölkerung der Region entzündet sich an dem aggressiven Bestreben und brutalem Vorgehen deutscher Siedler im Frühjahr 1888, die angestammte Bevölkerung aus dem Küstenstreifen zu vertreiben, um sich ungehinderten Zugang von den Häfen zu den Plantagen im Inneren des Landes zu verschaffen. Die afrikanischen Händler, Bauern, Handwerker greifen zu den Waffen, leisten hartnäckigen Widerstand. Die "Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft" beruft sich auf einen kaiserlichen "Schutzbrief" und fordert die Kriegsmarine zum Eingreifen auf. Angesichts des öffentlichen Drucks finanzierte der Reichstag nach heftigen Debatten den Aufbau und Unterhalt einer aus deutschen Offizieren und Unteroffizieren sowie aus afrikanischen Söldnern, den so genannten Askari, zu bildenden Streitmacht. Wissmann erläuterte in einer schneidigen Rede vor dem Reichstag am 26. Januar 1889 den Parlamentariern seine Pläne.

 

 

 

September 1888: SMS Leipzig beschießt den Ort Bagamoyo

 

 

 

Mit Nachgiebigkeit seien die Schwierigkeiten nicht zu beseitigen, Verhandlungen kämen daher nicht in Frage, nur mit Gewalt könne „den Aufständischen eine gründliche Lehre erteilt und unser in Ostafrika schwer geschädigtes Ansehen wiederhergestellt" werden. So war denn auch Wissmanns erste Amtshandlung, den von Admiral Deinhard mit den Aufständischen geschlossenen Waffenstillstand aufzukündigen.

 

Vollste Unterstützung fand er beim Reichskanzler. Angeblich war das Vertrauen Bismarcks in den jungen Offizier damals so groß gewesen, dass er ihm für sein Vorgehen völlig freie Hand ließ: „Ich bin nicht der kaiserliche Hofkriegsrat in Wien, und Sie sind Tausende von Meilen entfernt", soll er Wissmann mit auf den Weg gegeben haben, „stehen sie auf eigenen Füßen. Ich gebe Ihnen immer nur wieder den Auftrag: Siegen Sie!" Tatsächlich aber erhielt Wissmann genaue Instruktionen.

 

 

 

Skizze des Kommandanten von SMS Schwalbe zur Lage am 8. Mai 1889

 

 

 

Er hatte erst einmal in der Umgebung von Bagamoyo und Dar es Salaam geordnete Verhältnisse zu schaffen, bevor er die Hafenstädte Tanga und Pangani angreifen durfte. Waren diese Ziele erreicht, sollte Wissmann Vorschläge für die Eroberung des Südens einreichen. Feldzüge ins Landesinnere, die über einen Tagesmarsch hinausgingen, sollte er vermeiden - Wissmann hielt sich nicht an diese Weisung, unternahm im September 1889 einen Feldzug ins Hinterland von Bagamoyo.

 

 

 

Rebellenführer Buschiri bin Salim al-Harthi, später als Gefangener der deutschen Askari-Hilfstruppen

 

 

 

Zu diesem Zeitpunkt hatte Wissmann den Aufständischen unter ihrem Führer Bushiri bin Salim al-Harthi bereits mehrere Niederlagen zufügen können, die sich durch den Einsatz moderner Waffen zu regelrechten Massakern mit Hunderten von Toten entwickelten. Wissmann gab Plünderern freie Hand, ließ plündern, Dörfer und Städte in Brand stecken, die Felder verwüsten.

 

Mit den Führern der Widerstandsbewegung, den „Rädelsführern" oder „Sklavenhändlern", machte Wissmann kurzen Prozess. Wer sich zu widersetzen wagte, musste damit rechnen, nach seiner Gefangennahme vor ein Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurteilt zu werden. Um seinem Vorgehen einen Hauch von Rechtmäßigkeit zu verleihen, hatte Wissmann gleich nach seiner Ankunft die gesamte Küste unter Kriegsrecht gestellt. Dabei erfolgten Verurteilungen oft willkürlich. Auf Schonung hoffen konnte derjenige, der für die Kolonialherren eventuell noch von Nutzen war. Bushiri ließ Wissmann hängen, weil er von den Deutschen nicht „irgendwie auszunutzen" war.

 

 

 

Exekution des Rebellenführers Bushiri

 

 

 

 

 

Wissmann war auf die Marine angewiesen, auf SMS Leipzig, die Marine wiederum auf die Truppen Wissmanns. Eine der besten detaillierten Darstellungen des Vorgehens des deutschen Militärs findet sich in der Publikation des US-amerikanischen Historikers Erick J.Mann unter dem Titel "Mikonoya damu: Hands of blood", Frankfurt/Main 2002.

 

SMS Leipzig hatte sich bei der Niederschlagung des Aufstandes hervorgetan durch Artilleriebeschuss und Überfälle der Marineinfanterie: ein Augenzeuge, der Kommandant von SMS Schwalbe, Korvettenkapitän Hirschberg, formulierte 1888 in seiner Zusammenfassung einer Aktion: "Am 22. September landet S.M.S. "Leipig" in Bagamoyo und stürmt es. Der Feind 115 Todte, "Leipzig" keine."

 

 

 

Der militärischen, auf den Erfolg der deutschen Waffen eingeschworenen Denkweise der Marineoffiziere steht die Haltung der einheimischen Bevölkerung und der Führer des Aufstandes entgegen, die ein objektiver Zeitzeuge, der Wiener Wissenschaftler Dr. Oscar Baumann, zitiert: "Sagt mir einmal, was wollen eigentlich die Deutschen hier in Ostafrika und warum bleiben sie nicht daheim in Deutschland? ... Die Deutschen ... kamen wehrlos und ohne Soldaten, nur mit einem Briefe des Sultans, der uns leerer Schall war ... Würden diese Wenigen (die deutschen Vertreter der DOAG - D.W.) mit Freundlichkeit gekommen sein, sich auf den Zolldienst beschränkt und Alles aufgeboten haben, um uns, die herrschende Partei der Araber zu gewinnen, so sässen sie wohl heute noch ruhig in den Küstenstädten. Doch diese schutzlosen Leute benahmen sich trotz ihrer Ohnmacht völlig rücksichtslos, rissen Flaggen herab und hissten andere auf, gaben uns Befehle und Vorschriften, und benahmen sich überhaupt, wie wenn sie die Herren des Landes und wir Alle ihre Sklaven seien. Wir sahen der Sache eine Weile zu, dann jagten wir die Weißen einfach fort, wie man übermüthige Jungen fortjagt." (Oscar Baumann, In Deutsch-Ostafrika während des Aufstandes, Wien und Ölmütz, 1890, S. 138f)

 

In den Verantwortungsbereich Max Plüddemanns als Kommandant der SMS Leipzig und Admiral Deinhards als Geschwaderchef fällt auch die von Wissmann befohlene schon erwähnte öffentliche Exekution durch Hängen des verratenen und in Gefangenschaft geratenen Rebellenführers Bushiri am 15. Dezember 1889, auch wenn die Marineoffiziere selbst nicht das Urteil sprachen und auch nicht an dem Scheinprozess teilnahmen.

 

Zur Illustration der menschenverachtenden deutsch-nationalen Stimmung im "Mutterland" des Kolonialreiches Deutschland im Jahre 1903 eine Leseprobe (P. G. Heims, Auf blauem Wasser. Ein Buch von der See für die deutsche Jugend, Braunschweig 1903, S. 68):

 

:

 

 

 

Briefmarken Tanzania 1983

 

 

 

 

 

Am Ende spricht auch für die gute Zusammenarbeit von Deinhard und Plüddemann die Tatsache, dass Plüddemann nach der Ablösung Deinhards am 16. März 1890 das Kommando des Geschwaders übernahm.

 

 

 

 

VII. Der Publizist - Auf der Wolke der Marinebegeisterung

 

 

 

Zurückgekehrt aus Übersee in die europäischen Gewässer, wird Plüddemann in hohe strategische Ämter berufen: vom Dezember 1890 bis September 1896 Präses der Schiffsprüfungskommission, danach bis Juni 1897 Vorstand der Nautischen Abteilung im Reichsmarineamt.

 

Im Jahre 1897 wurde Max Plüddemann im Range eines Konteradmirals „zur Disposition gestellt". (In der Militärsprache wird eine Person zur Disposition gestellt, wenn sie sich zur weiteren Verfügung bereithalten soll, aber ansonsten aus dem aktiven Dienst entlassen ist.) Er versteht sich weiterhin als Angehöriger der kaiserlichen Kriegsmarine, bleibt seinem Kaiser außerhalb des aktiven Dienstes als Autor, Militärhistoriker und auch Herausgeber des jährlichen Flottenkalenders treu. Er war nach der Beendigung seiner aktiven Laufbahn außerordentlich arbeitsam als Publizist, Historiker und Übersetzer. Zu Max Plüddemanns wichtigsten Schriften nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst gehören u. a. "Modernes Seekriegswesen,

 

 

 

Spruch an der Grabstele: Fest und treu

 

 

 

„Der Krieg um Cuba im Sommer 1898" (Comments of Rear-Admiral Plüddemann, on the main features of the war with Spain, Washington 1898), mehrere umfangreiche Übersetzungen aus dem Englischen wie z.B. Evelyn Earl of Cromer, Das heutige Aegypten, 2 Bände, Berlin 1908; Königin Victoria's Briefwechsel und Tagebuchblätter, 2 Bände, Berlin 1908;

 

 

 

Admiral Sir Edmund Freemantle, Die Marine, wie ich sie gekannt habe: Fünfzig Jahre zur See - 1849-1899, Berlin 1906; Herzog von Cambridge, Militärische Tagebuchblätter, Berlin 1907; Major W.J.Ottley, Mit der bewaffneten britischen Gesandschaft bis Lhasa, Berlin 1907.

 

Obwohl er 1900/1901 nicht aktiv an der Niederschlagung des Volksaufstandes gegen die ausländischen Mächte in China („Boxeraufstand") beteiligt war, hatte er sich publizistisch an der Heldenverehrung für die deutschen Offiziere und Soldaten hervorgetan und Artikel über die „Lehren" für künftige Aktionen der Marineinfanterie aus den Kämpfen in China geschrieben.

 

 

 

Im ersten Jahrgang 1901 des Flottenkalenders schreibt er eine Art Leitartikel –„Kaiser Wilhelm II. und die Deutsche Flotte" (S. 49ff) Der Aufsatz schließt pathetisch: „die Zeiten und Verhältnisse ändern sich, wir müssen ihnen auch fernerhin Rechnung tragen und aufpassen, daß wir nicht bei dem allgemeinen Ansturm sämtlicher Seestaaten zur Erringung von Seegewalt und Geltung im Weltverkehr ins Hintertreffen geraten. Doch das Vaterland kann ruhig sein: Der Kaiser steht selbst auf der Wacht." (S.55)

 

Presse und kaiserliche Kriegsflotte ist für Max Plüddemann keine neue Erscheinung - schon zu seiner aktiven Zeit sind die höheren Offiziere, wie z.B. auch Admiral Deinhard, in engem Kontakt ("embedded" in der Fachsprache heute) zu deutschen Journalisten (Herold S. 33). Die Aufsätze Plüddemanns zur Flottenrüstung und zum Einsatz der kaiserlichen Marine fallen in eine Zeit, in der solche Themen das breite Publikum interessieren - selbst das Berliner jüdische Kaufhaus Israel widmet seinen Jahreskalender für das Jahr 1903 diesem Gegenstand. Besonders für Jugendliche ist das Thema aufregend. Außerordentlich aktuell ist auch Plüddemanns zweiter Aufsatz in der Ausgabe des Jahrbuches von 1901 zur Niederschlagung des sogenannten Boxer-Aufstandes in China. Die Aufsätze zur Flottenrüstung, zum militärischen Einsatz in China, zur Kolonialfrage entsprechen jenem Programm des Flottenvereins, das Max Plüddemann als Herausgeber des jährlichen Flottenkalenders in der ersten Nummer 1901, S. 40 publiziert: "Denn die Idee, dass Deutschland zur Erhaltung seiner Macht und seiner Größe einer starken Flotte bedürfe, die darf nicht nur vorübergehend auftauchen, nein, die muß in Fleisch und Blut übergehen bei jedem Deutschen ... (der Flottenverein) will aufklärend dahin wirken, ... daß deutscher Fleiß und deutsche Sitte als Träger einer hohen Kultur bestimmt sind."

 

Auch der innenpolitische Gegner bleibt nicht unerwähnt, wenn es um die Durchsetzung der "nationalen Idee" geht: "Es ist ferner zu hoffen, daß die nationale Idee der deutschen Flotte auch das Gefühl für nationales Denken und Handeln wieder mächtig entfachenwird, daß im 'Deutschen Flotten-Verein' sich alle national gesinnten Elemente zu freudiger gemeinsamer Arbeit und, wenn es not thut, auch zu ernstem Kampfe zusammenfinden, wenn es gilt, ein starkes Bollwerk zu schaffen zum Schutze des Vaterlandes gegen die Bestrebungen des Umsturzes." Dieser Aufsatz ist weder von einer Persönlichkeit des Flottenvereins noch von

 

 

 

Max Plüddemann als Herausgeber gezeichnet, kann aber als gemeinsame Position verstanden werden. Wie in anderen Artikeln zur Tagespolitik wird die Widersprüchlichkeit in der Person Plüddemanns deutlich - der angesehene, auch im Ausland geachtete Übersetzer und Fachmann für Schiffbau, für Nautik, für Militärgeschichte, der objektive Analytiker der Marinestrategie und -taktik erscheint als geschickter Propagandist des kaiserlichen Flottenrüstungsprogramms und seiner rücksichtlosen Kolonialpolitik. Max Plüddemann schreibt ab 1898 regelmäßig Aufsätze in der Berliner Zeitung "Die Woche". Es ist ein breites Spektrum:

 

 

 

Max Plüddemanns Villa in Kleinmachnow heute

 

 

 

 

 

- so u.a. "Unsere Flaggenhissung auf den Karolinen im Jahre 1885", Nr. 16/1899; "Fürst Bismarck und die Karolinen", Nr. 16/1899,"Die Flagge auf Kriegsschiffen", Nr. 41/1900, "Das Linienschiff am Ende des 19. Jahrhunderts", 33/1899

 

"Bei unsern Blaujacken", 35/1900

 

"Wie sich unsere Marine entwickelt", 47/1900

 

"Der Reichstag und die Flottenfrage", 1/1900

 

 

 

Artikel Max Plüddemanns in der Berliner illustrierten Zeitung "Die Woche" zu seiner Rolle in der Kolonialpolitik Bismarcks aus dem Jahre 1899, ergänzt durch eine redaktionelle Würdigung der Tätigkeit des Admirals

 

 

 

Militärische Ränge und Marine-Laufbahn Plüddemanns

 

 

 

 

 

15. 06. 1863 Eintritt in die Marine als Kadettenaspirant

 

16. 10. 1863 Volontärkadett

 

02. 03. 1864 Kadett

 

20. 05. 1864 Seekadett

 

15. 06. 1863-16. 09. 1863 Grundausbildung u. Segelfregatte „Niobe"

 

17. 09. 1863-17. 02. 1864 Seekadetteninstitut

 

18. 02. 1864-30. 09. 1864 Gedeckte Korvette „Arcona"

 

01. 10. 1864-30. 04. 1865 Segelfregatte „Niobe"

 

01. 05. 1865-27. 09. 1865 Gedeckte Korvette „Vineta"

 

28. 09. 1865-19. 04. 1866 Brigg „Musquito"

 

20. 04. 1866-30. 06. 1866 Stammdivision der Ostseeflotte

 

01. 07. 1866-31. 10. 1866 Glattdeckskorvette „Augusta"

 

01. 11. 1866-13. 07. 1867 Marineschule

 

1867 Unterleutnant zur See

 

14. 07. 1867-13. 09. 1867 Stammdivision der Ostseeflotte u. Segelfregatte „Thetis"

 

14. 09. 1867-15. 05. 1868 Gedeckte Korvette „Hertha"

 

16. 05. 1868-31. 07. 1868 Stammdivision der Ostseeflotte

 

01. 08. 1868-29. 08. 1869 Segelfregatte „Gefion", Wachoffizier

 

30. 08. 1869-12. 11. 1869 Brigg „Musquito", Wachoffizier

 

13. 11. 1869-17. 07. 1870 Brigg „Rover", Wachoffizier

 

1870 Leutnant zur See

 

18. 07. 1870-21. 04. 1871 Gedeckte Korvette „Elisabeth", Wachoffizier

 

22. 04. 1871-28. 05. 1871 Stammdivision der Ostseeflotte

 

29. 05. 1871-30. 06. 1871 Panzerfregatte „Kronprinz", Wachoffizier

 

01. 07. 1871-26. 05. 1873 Gedeckte Korvette „Gazelle", Wachoffizier

 

27. 05. 1873-14. 04. 1874 I. Werft-Division, Adjutant

 

1874 Kapitänleutnant

 

15. 04. 1874-31. 05. 1874 Brigg „Musquito", Erster Offizier

 

01. 06. 1874-15. 10. 1874 Glattdeckskorvette „Nymphe", Erster Offizier

 

25. 09. 1874-15. 10. 1874 zugl. b. m. W. d. G. des Kommandanten „Nymphe"

 

16. 10. 1874-18. 05. 1875 Marine-Akademie, 1. Coetus (In der Kaiserlichen Marine kamen Marineoffiziere zu einem Coetus an die Marineakademie und -schule (Kiel)

 

19. 05. 1875-15. 10. 1875 Panzerfregatte „Kronprinz", Batterieoffizier

 

16. 10. 1875-30. 04. 1876 Marine-Akademie, II. Coetus

 

01. 05. 1876-30. 09. 1876 Panzerfregatte „Friedrich Carl", Batterieoffizier

 

01. 10. 1876-16. 05. 1877 Marine-Akademie, III. Coetus

 

17. 05. 1877-05. 10. 1877 Panzerfregatte „Friedrich Carl", Batterieoffizier

 

06. 10. 1877-18. 10. 1879 Gedeckte Korvette „Leipzig", Navigationsoffizier

 

19. 10. 1879-30. 09. 1881 Kaiserliche Werft Wilhelmshaven, Assistent des Oberwerftdirektors

 

1880 Korvettenkapitän

 

01. 10. 1881-27. 09. 1883 Admiralität, Dezernent im Hydrographischen Amt

 

01. 05. 1883-27. 09. 1883 zugl. Panzerfregatte „Kronprinz", Erster Offizier

 

28. 09. 1883-22. 11. 1883 Ausreise nach Montevideo

 

23. 11. 1883-20. 11. 1885 Kreuzer „Albatroß", Kommandant

 

21. 11. 1885-22. 05. 1888 Heimreise, Mitglied der Schiffsprüfungskommission des Reichsmarineamtes

 

27. 09. 1886-23. 12. 1886 zugl. Panzerschiff „Oldenburg", Kommandant

 

1887 Kapitän zur See

 

13. 05. 1888-21. 09. 1888 Panzerschiff „Baden", Kommandant

 

21. 09. 1888-21. 02. 1889 Panzerschiff „Bayern", Kommandant

 

31. 03. 1889 - 04. 11. 1890 Kreuzerfregatte „Leipzig", Kommandant

 

16. 03. 1890-20. 05. 1890 zugl. b. m. W. d. G. des Chefs des Kreuzergeschwaders

 

30. 12. 1890-14. 09. 1896 Schiffsprüfungskommission, Präses

 

13. 05. 1895 Konteradmiral

 

15. 09. 1896-15. 06. 1897 Reichsmarineamt, Vorstand der Nautischen Abteilung

 

15. 06. 1897 zur Disposition gestellt

 

23. Januar 1910 Tod in Kleinmachnow

 

26. Januar 1910 Beisetzung auf dem Garnisonfriedhof

 

 

 

 

Liste der Schiffe, auf denen Max Plüddemann diente

 

 

 

SMS Albatros

 

SMS Arcona

 

SMS Augusta

 

SMS Baden

 

SMS Bayern

 

SMS Elisabeth

 

SMS Friedrich Carl

 

SMS Gazelle

 

SMS Gefion

 

SMS Hertha

 

SMS Kronprinz

 

SMS Leipzig

 

SMS Musquito

 

SMS Niobe

 

SMS Nymphe

 

SMS Oldenburg

 

SMS Rover

 

SMS Thetis

 

SMS Vineta

 

 

 

 

Aufsätze, Bücher und Übersetzungen

 

Max Plüddemanns

 

(eine Auswahl in chronologischer Folge)

 

 

 

„Der Krieg um Cuba im Sommer 1898" (übersetzt ins Englische: Comments of Rear-Admiral Plüddemann, on the main features of the war with Spain, Washington 1898)

 

"Der Krieg um Cuba im Sommer 1898", Berlin 1899

 

"Fürst Bismarck und die Karolinen. Ein zeitgemäßer politischer Rückblick", Die Woche, 16/1899

 

"Unsere Flaggenhissung auf den Karolinen im Jahre 1885", Die Woche, 16/1899

 

"Der Reichstag und die Flottenfrage", Die Woche, 1/1900

 

"Das Linienschiff am Ende des 19. Jahrhunderts", Die Woche, 35/1900

 

"Bei unseren Blaujacken", Die Woche, 35/1900

 

"Die Flagge auf Kriegsschiffen", Die Woche, 41/1900

 

"Wie sich unsere Marine entwickelt", Die Woche, 47/1900

 

"Kaiser Wilhelm II. und die Deutsche Flotte", Kalender des deutschen Flottenvereins für 1901, S. 49 ff

 

"Kriegsschiffe", Kalender des deutschen Flottenvereins für 1901, S. 77 ff

 

"China", Kalender des deutschen Flottenvereins für 1901, S. 160ff

 

"Die deutsche Flottenfrage ruht nicht", Illustrierter Flottenkalender für 1902, Minden 1902

 

"Die Flagge auf Kriegsschiffen", Die Woche, 41/1900

 

"Das Linienschiff am Ende des 19. Jahrhunderts", 33/1899

 

"Bei unsern Blaujacken", 35/1900

 

"Wie sich unsere Marine entwickelt", 47/1900

 

"Der Reichstag und die Flottenfrage", 1/1900

 

„Modernes Seekriegswesen", Berlin 1902

 

"Die Sicherung der Seeschiffahrtsstraßen", Die Woche, 47/1903

 

Admiral Sir E.R. Freemantle, "Die Marine, wie ich sie gekannt habe: Fünfzig Jahre zur See", (Übersetzung aus dem Englischen), Berlin 1906

 

Herzog von Cambridge, "Militärische Tagebücher", 2 Bände, (Übersetzung aus dem Englischen), Berlin 1907

 

W.J. Otley, "Tibet. Mit der bewaffneten britischen Gesandtschaft bis Lhasa", (Übersetzung aus dem Englischen), Berlin 1907

 

Evelyn Earl of Cromer, "Das heutige Aegypten", 2 Bände, (Übersetzung aus dem Englischen), Berlin 1908

 

A.C. Benson und Lord Esher, "Königin Victorias Briefwechsel und Tagebuchblätter", 2 Bände, (Übersetzung aus dem Englischen), Berlin 1908

 

Evelyn Wood, "Vom Seekadetten zum Feldmarschall", (Übersetzung aus dem Englischen), Berlin 1910

 

"Die Laufbahnen in der Kaiserlichen Marine", Minden 1916

 

 

 







 

 


 
















 

 

 

 

 

 


Bilder zur Ausstellung in den Räumen auf dem Alten Berliner Garnisonfriedhof
Bilder zur Ausstellung in den Räumen auf dem Alten Berliner Garnisonfriedhof